Prostatakrebs
Prostatakrebs verstehen in 9 Fragen
Es ist nicht einfach, ein Gespräch über Prostatakrebs zu beginnen. Ganz gleich, ob Sie sich für eine Vorsorgeuntersuchung entscheiden oder einfach nur mehr erfahren möchten: Wir helfen Ihnen, die Informationen zu finden, die Sie in Ihrem Leben mit Krebs unterstützen.
Je mehr Informationen Sie haben, desto besser sind Sie gerüstet, um das Leben nach der Diagnose Prostatakrebs anzunehmen und lebensbejahend zu führen.
Die Prostata ist eine kleine kastaniengroße Drüse, die Teil der inneren Geschlechtsorgane einer Person ist, die bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen bekommen hat. Sie befindet sich direkt unterhalb der Blase und direkt vor dem Rektum und umgibt den oberen Teil der Harnröhre (die Röhre, durch die Ihr Urin fließt). Die Hauptaufgabe der Prostata ist es, einen Teil des Samens zu produzieren, der den Transport und Schutz Ihrer Spermien nach der Ejakulation unterstützt. Die Entwicklung und Funktion der Prostata werden durch männliche Sexualhormone gesteuert, wobei Testosteron dabei die wichtigste Rolle spielt.
Krebs entsteht durch die unkontrollierte Teilung von Zellen, die zum Wachstum eines Tumors führt. Sobald die Krebszellen in das umliegende Gewebe eindringen, entsteht ein sogenannter „bösartiger Tumor“. Der Krebs kann sich ausbreiten, wenn Tumorzellen über Ihr Blut oder Ihr lymphatisches System in andere Organe gelangen und dort Nebentumore (sogenannte „Metastasen“) bilden.
Viele Prostatatumore wachsen langsam. Ein Prostatatumor kann jahrelang im Frühstadium verbleiben und keine gesundheitlichen Probleme oder Schmerzen verursachen. In diesem Fall besteht kein unmittelbarer Behandlungsbedarf.
Jährlich erhalten in Europa etwa eine halbe Million Menschen die Diagnose Prostatakrebs. Prostatakrebs ist damit die häufigste Krebsart bei Männern und macht 20 % aller Krebsdiagnosen aus.1 Der Grund, warum manche Männer an Prostatakrebs erkranken und andere nicht, ist unbekannt, aber es gibt einige Faktoren, die das Risiko einer Erkrankung erhöhen können. Hierzu zählen unter anderem:
- Alter: Die Inzidenzrate von Prostatakrebs steigt mit dem Alter, wobei das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Diagnose bei 66 Jahren liegt.2
- Familienanamnese: Ihr Risiko einer Erkrankung ist wesentlich erhöht, wenn in Ihrer Familie bereits Fälle von Prostatakrebs aufgetreten sind3 oder bei Ihnen eine BRCA2-Mutation vorliegt4.
- Ethnische Zugehörigkeit: Wenn Sie afrikanischer Abstammung sind, ist Ihr Risiko wesentlich erhöht.5,6
- Lebensstil: Fettleibigkeit7 und ein hoher Konsum von verarbeitetem Fleisch8 erhöhen das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken.
Obwohl eine gezielte Prävention nicht möglich ist, gibt es Hinweise darauf, dass eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und die Aufrechterhaltung eines normalen Körpergewichts das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, verringern können.
Im Frühstadium verursacht Prostatakrebs selten Symptome. Wenn bei Ihnen die folgenden Symptome auftreten, kann dies auf das Vorliegen von Prostatakrebs, aber auch auf eine gutartige Prostatavergrößerung hinweisen:
- Harnwegsprobleme, wie z. B. schwacher oder unterbrochener Harnfluss
- Häufiges Wasserlassen
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Blut im Urin
- Blut im Samen oder schmerzhafte Ejakulation
Zur Erkennung von Prostatakrebs kommen zwei unterschiedliche Untersuchungsmethoden zum Einsatz: eine digitale rektale Untersuchung (mit dem Finger) und die Messung des prostataspezifischen Antigenspiegels (PSA) im Blut. Ein erhöhter PSA-Wert ist kein Grund zur Sorge – er weist häufig auf eine gutartige Prostatavergrößerung oder eine unbedeutende Entzündung hin –, kann aber in manchen Fällen auch auf das Vorliegen von Prostatakrebs hinweisen.
Wenn Ihr PSA-Wert oder Ihre digitale rektale Untersuchung etwas Auffälliges erkennen lässt, empfiehlt Ihr Arzt möglicherweise weitere Tests wie Ultraschall, MRT oder eine Gewebeentnahme (Biopsie), um zu prüfen, ob es sich bei der Anomalie um Krebs handelt. Handelt es sich um Krebs, so kann mit einer Gewebeprobeentnahme bestimmt werden, wie schnell oder langsam der Krebs wahrscheinlich fortschreitet. Mit bildgebenden Untersuchungen kann man erkennen, ob sich der Krebs ausgebreitet hat.
Es gibt mehrere Methoden, um festzustellen, wie fortgeschritten und aggressiv Ihr Krebs ist. Zu diesen Methoden gehören die Stadienbestimmung, die TNM-Klassifikation und der Gleason-Score. In Verbindung mit diesen Methoden kann auch Ihr PSA-Wert verwendet werden.
Mit der Stadienbestimmung lässt sich messen, wie weit sich der Krebs in Ihrem Körper ausgebreitet hat. Prostatakrebs wird in vier Tumorstadien (T-Stadien) eingeteilt, die jeweils in weitere Unterstadien unterteilt werden können.
Dies ist eine vereinfachte Version der T-Stadien:
- T1: Ein kleiner Tumor (innerhalb der Prostata), der durch eine Gewebeprobeentnahme nachweisbar ist.
- T2: Ein etwas größerer Tumor (auch innerhalb der Prostata), der durch eine rektale Untersuchung tastbar ist oder durch ein bildgebendes Verfahren sichtbar wird.
- T3: Der Tumor ist lokal über die Prostata hinaus fortgeschritten.
- T4: Der Tumor hat sich auf benachbarte oder entfernte Lymphknoten oder andere Körperteile ausgebreitet.
Die TNM-Klassifikation bezieht sich auf Tumor (T), Knoten (englisch: Nodes) (N) und Metastasen (M). Dieses Klassifikationssystem zeigt mit Hilfe der oben beschriebenen T-Stadien und anderer Bewertungssysteme, ob sich der Krebs auf die Lymphknoten (N) ausgebreitet und ob er in andere Körperteile metastasiert (M) hat.
N wird unterteilt in:
- N0: Umliegende Lymphknoten weisen keine Krebszellen auf
- N1: In den prostatanahen Lymphknoten befinden sich Krebszellen
M wird unterteilt in:
- M0: Der Krebs hat sich nicht auf andere Körperteile ausgebreitet
- M1: Der Krebs hat sich auf andere Körperteile ausgebreitet
Während die oben genannten Methoden beschreiben, wie weit sich der Krebs ausgebreitet hat, sagt der Gleason-Score aus, wie sich der Krebs wahrscheinlich verhalten wird. Der Gleason-Score wird durch mikroskopische Untersuchung Ihrer durch eine Gewebeprobeentnahme gewonnenen Krebszellen bestimmt. Ein niedriger Gleason-Score (6 oder niedriger) wird für Zellen vergeben, die gesundem Prostatagewebe ähnlich sind, während eine hohe Punktzahl (8 bis 10) einen aggressiven Krebszelltyp beschreibt. Der Score (Punktzahl) gibt also an, wie langsam oder schnell der Tumor voraussichtlich fortschreiten wird.
Die Behandlung von Prostatakrebs ist sehr individuell und richtet sich nach dem Stadium Ihres Tumors. Für Menschen, bei denen Prostatakrebs im Frühstadium (T1 oder T2) diagnostiziert wurde, kommen vier wesentliche Behandlungsmethoden in Frage:
- Die aktive Überwachung kommt bei kleinen Tumoren mit geringem Risiko zur Anwendung. Dazu gehören regelmäßige PSA-Tests, digitale rektale Untersuchungen und (möglicherweise) wiederholte Prostatabiopsien (Gewebsprobeentnahmen). Schreitet der Tumor fort und entscheiden Sie sich für eine aggressivere Behandlung, folgen als nächstes eine Strahlentherapie und Operation.
- Bei der Strahlentherapie werden Ihre Prostatakrebszellen durch gezielte Strahlung geschädigt und an der Teilung gehindert. Es gibt verschiedene Arten der Behandlung von Prostatakrebs, darunter die externe Strahlentherapie und die Brachytherapie (bzw. (Nahbestrahlungstherapie) (eine spezifischere Form der internen Strahlentherapie).
- Unter einer radikalen Prostatektomie versteht man die chirurgische Entfernung der Prostata. Diese Option ist für auf die Prostata beschränkte Krebserkrankungen vorgesehen.
- Beim hochintensiven fokussierten Ultraschall (HIFU) wird Ultraschallenergie über eine Sonde durch das Rektum an die Prostata geleitet, wodurch die Krebszellen erhitzt und zerstört werden. HIFU ist nur für Patienten mit lokalisiertem Prostatakrebs geeignet. Dieses Verfahren ist nicht so weit verbreitet wie die Strahlentherapie oder Prostatektomie.
Wenn sich Ihr Krebs in benachbarte Organe ausgebreitet oder Metastasen gebildet hat (Stadien T3 und T4), ist die Prognose möglicherweise ungünstiger und eine Heilung nicht mehr möglich. In diesem Fall zielt die Behandlung darauf ab, das Fortschreiten der Krankheit zu verzögern und das Wachstum Ihres Prostatakrebses zu verlangsamen. Zu den Optionen gehören:
- Hormontherapie, einschließlich Androgendeprivationstherapie (ADT), die darauf abzielt, die Menge der von Ihrem Körper produzierten Androgene (hauptsächlich Testosteron und Dihydrotestosteron) zu reduzieren. Durch eine Hormontherapie mittels Injektionen, Tabletten oder einer Operation kann das Fortschreiten der Krankheit über einen längeren Zeitraum verlangsamt und kontrolliert werden, weil sie gezielt auf die hormonellen Treiber Ihres Prostatakrebses einwirkt.
- Die Chemotherapie wird meist zusätzlich zur Hormontherapie eingesetzt. Bei diesem Ansatz werden Krebsmedikamente eingesetzt, um Krebszellen abzutöten und den Tumor zu verkleinern oder dessen Wachstum zu verlangsamen.
- Bei der Immuntherapie werden Medikamente eingesetzt, um eine Immunreaktion auszulösen, damit Ihr Körper seine eigenen Krebszellen erkennen und zerstören kann.
- PARP-Inhibitoren hindern PARP-Enzyme daran, die beschädigte DNA in Ihren Krebszellen zu reparieren, damit diese absterben. Diese Behandlung kann ein wirksames Mittel sein, um Ihren Krebs zu verlangsamen und zu verkleinern, ist jedoch nur für Menschen mit einer bestimmten Mutation in ihren BRCA1/2-Genen geeignet (diese Gene schützen normalerweise vor einem Krebswachstum).
Eine neue Behandlung zu beginnen, kann Angst machen. Ihr Arzt kann Sie informieren, beraten und bei der Wahl der für Sie am besten geeigneten Vorgehensweise helfen. Es sind viele verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, darunter das Stadium Ihrer Krankheit, Ihr Alter, Ihr Gesundheitszustand und Ihre persönlichen Präferenzen.
Jede Art der Behandlung bringt unterschiedliche Vorteile und Risiken mit sich. Es ist wichtig zu verstehen, welche Auswirkungen jeder Vorteil und jedes Risiko haben. Ihr Arzt steht Ihnen für alle Fragen zur Verfügung und entwickelt einen Behandlungsplan, der auf Ihre individuelle Diagnose und Ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Leben nach der Diagnose Prostatakrebs
Auch wenn Sie die Diagnose schockiert oder beunruhigt hat, gibt es dennoch Grund zum Optimismus. In den meisten Fällen schreitet der Prostatakrebs nur langsam voran und Sie können das Leben noch viele Jahre genießen.9 Oncolifestyle will Ihnen dabei helfen, neue Wege aufzeigen, um während und nach Ihrer Erkrankung gut zu leben.
UNSERE QUELLEN
Woher stammen diese Informationen?
UNSERE QUELLEN
Woher stammen diese Informationen?
- WHO: International Agency for Research on Cancer. Cancer Today – Population fact sheets. https://gco.iarc.fr/today/fact-sheets-populations.
- Rawla, P. Epidemiology of Prostate Cancer. World J. Oncol. 10, 63–89 (2019).
- Hemminki, K. Familial risk and familial survival in prostate cancer. World J. Urol. 30, 143–148 (2012).
- Page, E. C. et al. Interim Results from the IMPACT Study: Evidence for Prostate-specific Antigen Screening in BRCA2 Mutation Carriers. Eur. Urol. 76, 831–842 (2019).
- Chornokur, G., Dalton, K., Borysova, M. E. & Kumar, N. B. Disparities at presentation, diagnosis, treatment, and survival in African American men, affected by prostate cancer: Prostate Cancer Disparities in African American Men. The Prostate 71, 985–997 (2011).
- Kamangar, F., Dores, G. M. & Anderson, W. F. Patterns of Cancer Incidence, Mortality, and Prevalence Across Five Continents: Defining Priorities to Reduce Cancer Disparities in Different Geographic Regions of the World. J. Clin. Oncol. 24, 2137–2150 (2006).
- Choi, J. B. et al. Does increased body mass index lead to elevated prostate cancer risk? It depends on waist circumference. BMC Cancer 20, 589 (2020).
- Nouri-Majd, S., Salari-Moghaddam, A., Aminianfar, A., Larijani, B. & Esmaillzadeh, A. Association Between Red and Processed Meat Consumption and Risk of Prostate Cancer: A Systematic Review and Meta-Analysis. Front. Nutr. 9, 801722 (2022).
- EUPROMS. Europa Uomo’s study on quality of life after prostate cancer treatment: summary of findings. https://www.europa-uomo.org/wp-content/uploads/2021/07/EU_booklet_5July_web.pdf.